Die Nacht haben wir gut verbracht, es hat angeblich geregnet und das trommelt angeblich auf unsere Hütte; ich habe von alledem nichts mitbekommen.
Wir sitzen in einem kleinen Gartenhaus, das als Küche umgebaut wurde. Die Wirtin steht hinter dem Tresen und macht uns Frühstück, während wir uns mit ihr und einem Pärchen aus dem Nachbarhaus unterhalten.
Unsere Nachbarn haben sturmfrei, ihr 17-jähriger Sohn ist aus dem Haus auf eine Art Klassenfahrt, und die beiden verbringen eine Nacht in der Hütte. Ich hätte die Zeit ja anders verbracht 🙂 aber gut. Wir bekommen Toast mit Marmelade, Kaffee und O-Saft. Ich habe eigentlich schon keinen Hunger mehr, da werden wir nach mehr gefragt. Das Rührei auf Toast war dann auch noch sehr lecker. Ungewohnte Reihenfolge… Normalerweise erst Süß, dann herzhaft bei mir; es schmeckt trotzdem.
Gü verbringt den Tag in der Hütte und versucht, seine Erkältung loszuwerden, ich mache mich dann trotz des gemischten Wetters auf den Weg. Eine kleine Rundreise habe ich mir überlegt, aber wenn ich keine Lust mehr habe, dann würde ich einfach umdrehen.
Keine 10 km gefahren springt ein Fasan vor die Reifen, dank ABS komme ich zum Stehen, das hätte gut gescheppert, das ist ja dann doch kein kleiner Vogel. Die Schilder warnen zwar vor Wildwechsel, aber nicht vor Vögeln. Das etwas verwirrte Tier kommt wieder auf die Beine, nachdem es sich doch sehr erschrocken hat, und dreht um, direkt auf die Gegenfahrbahn, wo ein Auto auch eine Vollbremsung hinlegt. Immerhin sind hier 40 km/h erlaubt, das ist schon eher flott und ungesund für einen Vogel. Irgendwann flieht der Vogel in die Büsche und es geht weiter.
Der Wind ist heftig und reißt immer wieder am Motorrad und am Helm. Das Motorrad ist gar nicht so das Problem, aber der Wind, der in den Helm fährt, dreht den Kopf, und intuitiv folgt der Körper, bisschen doof auf einer Straße, wo die Straße nicht dem Blick folgt.
Es regnet und die Tropfen prasseln auf den Helm und die Kombi. Man merkt jeden Tropfen am Körper, glücklicherweise hält die Kombi dicht.
Es ist kalt, 12 °C, aber die Klamotten funktionieren und mir ist trotz des Wetters angenehm. Jedes Mal, wenn ich einen Fahrradfahrer überhole, der hier im T-Shirt und in kurzer Hose radelt, wird mir kalt nur vom Hinschauen.
Irgendwann komme ich aus dem Hochland wieder ans Meer. Man riecht sofort, dass das Meer Ebbe hat und die Algen frei liegen. Das gibt einen ganz besonderen Duft. Es riecht nach etwas zu lang gekochten Eiern und Salz, ein bisschen nach der Süße von verfaultem Wasser, ohne das Eklige dabei. Die Straße windet sich den Berg hinauf, es geht wieder weg vom Meer. Links und rechts neben der Straße gibt es einen Grünstreifen, wo Gänseblümchen und Gras wachsen. Wenn es mal nicht regnet, kann man das Gras riechen. Es riecht wie eine Blumenwiese, und man kann an den Stängeln die Blüten der Gräser erkennen.
Und schon wieder reißt ein Vogel mich aus dem Tagträumen. Und schon wieder ist es etwas fasanähnliches. Warum laufen die auch dauernd über die Straße? Dieses Mal ist der Vogel aber so schnell weg, wie er gekommen ist.
Ich bin wieder auf dem Weg zurück, als ich am Hang Rehe sehe, die sich, wie kann es anders sein, kurzentschlossen vor mein Motorrad werfen – also, fast – vor mir überqueren 15 Rehe die Fahrbahn. Ich bin völlig alleine und fahre extra langsam, um die Tiere ein bisschen weiter zu beobachten. Die interessieren sich aber gar nicht für mich und sind schnell über den nächsten Hubbel verschwunden.
Es regnet wieder und die Pfützen werden größer. Mit dem Motorrad durch diese Pfützen zu fahren, ist nicht so cool. Man sieht nicht, ob es nur eine Pfütze ist oder darunter noch ein kleiner Krater verborgen ist. Auch sieht man nicht, wie tief es ist. Aber hin und wieder muss ich da durch. Jedes Mal fühlt es sich einfach falsch an. Man fährt auf diese kleinen Wasserflecken zu, und das Vorderrad taucht ein und bremst das ganze Motorrad ab. Es fühlt sich an, als würde man die Bodenhaftung verlieren, auch wenn es so nicht ist. Der Hinterreifen verdrängt deutlich mehr und macht die Füße nass; gut, dass meine Klamotten dicht sind.
Irgendwann komme ich wieder Richtung unserer Hütte. Ich entschließe mich dazu, noch etwas einzukaufen, damit wir heute Abend etwas essen können. Wieder nach Ullapool in den Tesco – heute Abend wird gegrillt, egal wie das Wetter ist 😀
Heute hab ich keine Fotos…
