Reisezeit – Tag 2

Was willst du denn trinken? frage ich, nachdem ich den Laptop weggelegt habe. Wir gönnen uns noch ein Kaltgetränk in der Bar. Die Aussicht zieht inzwischen an uns vorbei, wir fahren… langsam, aber wir fahren. Beim Verlassen des Hafengebiets in Rotterdam fachsimpeln wir über die Schiffe, die wir am Horizont sehen, beide keine Ahnung und das Internet schwindet. Beste Voraussetzungen für die wildesten Ideen.

Etwas später gehen wir dann auf die Jagd nach etwas zu essen. Es wird eine Pizza werden. Für ein 30-Pfund-Buffet sind wir nicht hungrig genug und für Ala carte sind wir zu geizig. Also was aus dem Onboard Costa. 15 Pfund für eine Pizza ist schon viel, aber OK in Anbetracht, dass wir auf einem Schiff sind. Irgendwann geht mir der Trouble auf die Nerven und ich entschließe mich, in unsere Luxus-4-m² zurückzuziehen. Ich lege mich ins obere Bett und schaue Quatsch, den ich auf dem Handy gespeichert habe. Kein Internet ist man echt nicht mehr gewohnt.

Irgendwann kommt auch Gü durch den Westflügel in die große Halle geschritten. Die Nacht ist viel zu warm, aber sonst ereignislos.

Piiieeep Piieeeep macht es morgens um 6 (Ortszeit UK). Mein Handy ist noch der Meinung, wir seien in MESZ… gnarf. Also nochmal die Augen zu und versuchen, was zu schlafen, leider erfolglos. Irgendwann werden wir dann von unseren Nachbarn und einer Durchsage, dass das Frühstück geöffnet sei, wach. Auf Frühstück haben wir beide keine Lust, also in Ruhe packen und anziehen.

Als das Schiff dann angelegt hatte, durften wir auch irgendwann auf das Autodeck. Was wir bis dahin nicht wussten, wir sind mit einer Horde Lambretta-Fans gereist. Tolle Mofas aus den 60ern und später. Manche bis zur Unkenntlichkeit umgebaut, andere liebevoll restauriert. Aber irgendwie haben die alle den Knall nicht gehört. Kaum auf dem Autodeck machen die ihre Zweitakter an. Schnell wird die Luft von halb verbranntem Zweitaktgemisch verdrängt, es ist ekelhaft. Jede Disco wäre auf diesen Nebel neidisch. Abgesehen vom Gestank ist es auch superlaut….

Nach einer wenig spannenden Unendlichkeit und einem netten Einwanderungsbeamten landen wir bei Starbucks. Frühstück…

Jetzt geht’s ans Strecke machen.

Sagen wir mal so, die Fahrt war in zwei Teile zu unterteilen: den ätzenden und den schönen Teil.

Der ätzende Teil war nur Autobahn. Zwischendrin auch unangenehm voll, aber trotzdem sind wir gut durchgekommen. Zwischendrin musste ich auch an Lyrik denken. Nicht die schwere Kost, sondern dieses kleine Gedicht:

Im Süden die Berge,
Im Norden das Meer,
dazwischen Teer.
Aber da gibt es doch mehr,
ja genau,
Stau!
– Mark Uwe Kling *

Gü wollte sich nach Möglichkeit eine Kirche bzw. Burg anschauen… die Möglichkeit hat sich nicht ergeben, aber danach wurde die Strecke echt schön. Die A68 ist wirklich eine schöne Straße. Bei bestem Motorradwetter haben wir die Grenze zu Schottland erst erreicht, danach sogar, haltet euch fest, überfahren. Auf dem Weg haben wir noch ein paar Steine in Jedburgh angesehen. Hier stand mal ein Kloster der Augustiner-Mönche. Kommentar von Gü – wusste ich doch, irgendwas mit Bier. 😀
Hier haben wir bei Fish & Chips noch einen ehemaligen Deutschen kennengelernt, der aus Berlin nach Schottland gezogen ist. Ich glaube, ihm gehört die Fish & Chips-Bude.

Jetzt sind wir in Edinburgh angekommen. Das Hotel ist okay, und gleich schauen wir nochmal, was hier in der nahen Umgebung noch so passiert.

* Wäre ich Mark Uwe, stünde hier jetzt eine Anmeldung des Känguru, bin ich aber nicht, also steht hier nix. Vielleicht wäre das Gedicht aber dann auch falsch zitiert oder zugeordnet worden. Lustiger wäre es ja von Michael Schumacher oder so. Nun ja, wir werden es nicht erfahren, das Känguru war für eine Überarbeitung des Textes leider nicht verfügbar.