Die Götter fahren Ski

Der Tag fängt regnerisch an. Die Nacht am Langvatnet war super. Neben mir parkt um 7 Uhr morgens ein LKW ein, mit dem für LKW typischen Rückwärtsfahrgepiep. Ich bin kurz davor, mich so früh morgens schon aufzuregen, warum der sich mit so einem Dickschiff in so eine kleine Lücke zwängt… Dann sehe ich, der Mensch leert die Mülltonnen. Ich mache mir erstmal einen Kaffee…

Um 8 Uhr geht es dann auf die Straße. Ziel heute ist die Hochebene Jotunheim. Dahin zu kommen ist recht einfach: immer geradeaus und dann links ab. Und keine Stunde später bin ich auch da. Wobei „da“ etwas schwierig ist bei einer Straße, die locker 50 km lang ist. Alle drei Meter könnte man anhalten und irgendwas anschauen. Ich schaffe es nur alle 5 m anzuhalten. Ich brauche ewig für die Strecke, das liegt auch daran, dass es eine single Track Road ist und jedes Mal bei Gegenverkehr muss man schauen, wie man es regelt. So mancher Leihcamper sollte besser nicht verliehen werden, so wird schon mal aus einem 2,30 m breiten Fahrzeug ein 5 m breites und die Menschen am Lenkrad sind dann ordentlich am Schwitzen.

Die elektro SUV Fahrer (es sind alles Männer) sind aber die Besten, die durch die Lücken quer durchkommen würden, aber so viel Platz in Anspruch nehmen, dass es wirklich schon lächerlich ist. So halte ich an um solch ein Individuum durchzulassen und es scheint nicht zu passen.

Dann sehe ich im Spiegel, wie die Frau aus dem Beifahrersitz aussteigt und die Tür ganz aufmachen kann (da ist dann eigentlich die Felswand direkt neben der Straße) und einmal ums Auto herumläuft, um ihrem so tollen Fahrer einzuweisen. Ich kann nur noch den Kopf schütteln über so viel Unvermögen.

Oben angekommen sehe ich ein Sommerskigebiet. Aber da es hier keine Berge gibt, sind es alles Langläufer. Aber was für ein Rummel hier oben. Hier werde ich Thor und Odin nicht unter den ganzen Menschen finden.

Als nächstes geht es auf den Aurlandsfjellet. Eine Umgehungsstraße um den zweitlängsten Autotunnel (bei der Erbauung) der Welt. Die Straße oben drüber kann eindeutig mehr als der Tunnel, braucht aber ein Vielfaches der Zeit, da mal wieder hier nur eine Spur gebaut wurde. Selbst zwei Fiat 500 hätten hier Probleme aneinander vorbei zu kommen. Unten in Aurlandsvagen angekommen schaue ich auf die Uhr, erst 14 Uhr. Ich überlege, wo ich übernachten soll. Da kommt mir eine Idee. Ich fahre jetzt auf die Hardangervidda hoch und penne einfach auf einem der vielen Parkplätze da oben. Super Plan….. nicht.

Die Strecke bis runter nach Hagafoss zieht sich. 80 km den Berg runter, aber schön anzuschauen, wenn man mal etwas sieht bei dem Regen. Von Hagafoss geht es dann nach Geilo (der Ort heißt wirklich so, ist aber nicht so geil), ein ziemlich hässlicher Wintersportort. Von da aus geht es wieder steil bergauf. Oben angekommen erkenne ich eine Schwachstelle in meinem Plan.

Wind!

Ich habe Probleme, die Fahrertür festzuhalten, wenn ich aussteige. Es ist 5°C kalt, und der Nieselregen lässt alles noch kälter wirken. Ich stehe auf einem eigentlich schönen Parkplatz mit absolut fantastischer Aussicht. Der Wind lässt das Auto so wackeln, dass eine Übernachtung absolut nicht möglich ist. Hubstützen wären jetzt die Lösung… Also weiter.

Auf dem Weg nach unten weiß ich, dass ich an einem Wasserfall mit riesigem Parkplatz vorbeikomme, den Voringsfossen. Vier Wasserfälle direkt nebeneinander. Wirklich schön und bisher war immer was los, wenn ich da war… geschlossen… Da stehen Bagger und Baumaschinen jeder Art rum, aber kein Platz, um entweder nur zu parken und sich etwas anzuschauen, oder gar zu übernachten. Also weiter.

Das Glück ist gerade nicht mit mir, entweder voll, oder zu schräg, oder Camping verboten… Es ist zum Mäuse melken. Deutlich später als mir lieb ist komme ich auf einem eher unschönen Parkplatz hinter Voss zum Stehen.

Schnell etwas zu essen gemacht und dann ab in die Falle, auf Blog hab ich ein Bock mehr, also lass ich es. Ich bin am eindösen, da fangen die Jugendlichen neben mit die Party an. Grmpf…. also entweder mitmachen, oder abhauen. Ankacken kann ich die ja wohl kaum auf einem öffentlichen Parkplatz, auf dem nichts kostet. Also weiter. Nach 10km finde ich dann noch einen Parkplatz, ein Platz ist auch noch frei, mich interessiert nichts mehr, also schlafe ich ein.

Der Platz, den ich ausgesucht habe, ist keine 10 m von der Hauptstraße entfernt. Und pünktlich morgens um 6 Uhr geht der Verkehr los… Was haben die Menschen nur gegen Schlafen? Ich bin wach und habe schlechte Laune.

Ich überlege, was ich heute noch machen kann. Mein Ziel ist Bergen, bzw. Bratland, ein kleiner Ort vor Bergen. Weil ich aber gestern aus Versehen so viel gefahren bin, sind es auf direktem Wege nur noch 100 km. Ich kann wohl kaum morgens um 10 auf einem Campingplatz aufschlagen. Als Alternativprogramm zum „Warten“ schaue ich mir noch den Hesjedalsfossen an. Die Straße dahin ist wie immer ein Erlebnis und der Wasserfall selbst ist die Wucht. Außer mir ist auch niemand da.

Der Wasserfall direkt neben der Straße ist von Felsen eingeschlossen und fließt danach direkt unter einer Brücke an der Straße hindurch. Man kann etwas unterhalb eine super schöne Aussicht auf den Wasserfall mit der Brücke genießen. Ein bisschen klettern muss man jedoch.

Jetzt nach Bratland… Kurz vor dem Campingplatz noch etwas zum Essen einkaufen und dann erstmal chillen. Heute mach ich nix mehr…