Ich liege unter dem Auto und versuche zu enträtseln, wie der Mechanismus funktioniert, um das Ersatzrad aus der Mulde zu bekommen. Ich fluche, und dank des tollen Wetters ist mir unfassbar warm auf dem aufgeheizten Boden…. Aber so hat der Tag nicht angefangen.
Ca. 1 Stunde vor dem unfreiwilligen Stopp genieße ich einen Kaffee bei einer großartigen Aussicht auf den Sognefjord. Kurz darauf fahre ich los; es geht heute weiter nordwestlich, allerdings weiß ich noch nicht genau, wohin mich der Tag führen wird. Ich nehme eine Fähre, die mich nach Dragsvik bringt. Die Sonne und der blaue Himmel lassen die Fjordlandschaft in allen möglichen Farben erstrahlen. Vor den Bergen zeigt sich das braun/schwarz der mäßig bewachsenen Felslandschaft, durchzogen von weißen Schneeflecken. Weiter unten wird es immer grüner, je näher man der Wasseroberfläche kommt. Das Wasser selbst leuchtet in Ufernähe türkis, und wo es tiefer wird, geht es ins Blaue über. Darüber der Himmel: fast wolkenlos und die Sonne knallt.
Ich fahre von der Fähre runter Richtung Norden. Ich komme aber nicht weit. Nach ein paar Kilometern piepst mich mein Auto an. Das Reifendruck-Kontrollsystem meldet einen Fehler hinten links… Zu wenig Luft. Nun ja, ich habe nicht kontrolliert vor der Abfahrt, kann ja sein, dass die 4,7 Bar zu wenig sind, die es gerade anzeigt… oder die 4,6, die jetzt aufgerufen werden, oder 4,5… 4,3… Mist.
Ich versuche mich zu beeilen, ein bisschen weiter finde ich eine Schotterfläche auf der ich halten kann, die verutlich auch einen Wagenheber trägt… in einer wirklich hübschen Bucht bei Svaegen auf der Fv613 bleibe ich stehen. Jetzt muss es schnell gehen, damit der Reifen und die Felge keinen Schaden nimmt, also nicht mehr als eh schon.
Den Wagenheber finde ich schnell, dann rätsel ich aber, wo die Aufnahme dafür ist. Ich nehme natürlich die falsche. Das merke ich aber noch nicht. Also schnell hochgekurbelt, bevor der Reifen platt wird… Das ständige Pfeifen der entweichenden Luft ärgert mich. Warum denn schon wieder einen Platten? Ich hab echt Talent, im Liegenbleiben.
Das Auto habe ich hochgekurbelt, der Reifen ist ab. Sauber… jetzt den Ersatzreifen irgendwie vom Auto runterbekommen… Ich schwitze. Ich lege mich unter das Auto, um zu verstehen, wie es geht. Inzwischen weiß ich, hinten rechts gibt es eine Schraube, an der man dreht, dann kommt das Ersatzrad runter. Man kann recht weit kurbeln, sodass man das Rad hinter dem Auto herausziehen kann, um den Mechanismus gemütlich vom Reifen zu trennen… Das lerne ich aber jetzt auf die umständlichste Art, die ich mir vorstellen kann. Irgendwann habe ich den Reifen in der Hand und versuche, ihn auf die Radnabe zu stecken… Das Auto ist aber nicht hoch genug… Ich werde welk… Ich schaue in die Bedienungsanleitung, aber ich finde nichts dazu. Nach einigem Suchen sehe ich dann die richtige Aufnahme… Nur, wie bekomme ich jetzt den Wagenheber an die richtige Stelle, ohne das Auto auf die Bremsscheibe zu stellen?!?!? Ahh, ich ärgere mich noch mehr. Eine Palette, die am Strand liegt, hilft. Irgendwann ist dann das Auto wieder auf allen vier Reifen, das kaputte Rad ist verstaut, und ich bin fertig mit den Nerven… und Kräften.
Ich fahre weiter meine Strecke, der Ersatzreifen ist ein vollwertiger Reifen und auch erst 6 Monate alt. Also alles cool…. Ich komme am Gaularfjellet Utsikten vorbei. Eine Aussichtsplattform, die einem einen erhabenen Blick über das Tal gewährt. Von da aus geht es weiter den Berg hinunter bis nach Forde. Die Strecke ist malerisch schön, und ich halte alle paar Meter an, um ein Foto zu machen. In Forde suche ich einen Reifenhändler auf. Vielleicht kann der die Reifen reparieren. Ich bin erstaunt, nach nicht einmal 10 Minuten bin ich mit einem reparierten Reifen wieder draußen und bin 17€ ärmer… ich hatte mit mehr Zeit und mehr Geld gerechnet.
Es geht weiter zu den Felsenmalereien von Ausevika, sehenswert, wenn man in der Nähe ist, sonst eher keine Anreise wert. Von da aus geht es weiter Richtung Norden am Brudesloret Wasserfall vorbei. Die kleine Ringstraße ist super voll und es kommen mir riesige LKW entgegen. Einige Vollbremsungen später erfahre ich den Grund. Die Straße ist gesperrt für Felssicherungsmaßnahmen. Aber nur noch 45 min, dann machen sie sie wieder auf. Die 45 min nutze ich, um den reparierten Reifen wieder drauf zu tun, so habe ich dann auch wieder mein Reifendruck-Kontrollsystem.
Eigentlich habe ich keinen Bock mehr zu fahren, also suche ich nach einem schönen Platz für die Nacht. Es zieht sich, bis ich etwas finde. Aber am Ende entdecke ich einen malerischen Parkplatz an der 616. Hier bleibe ich die Nacht.














