Tag 20; Hochland

Und wieder haben wir unterschiedliche Dinge gemacht heute. Wegen des angeblich schlechten Wetters haben wir eine Nacht mehr in diesem Hotel und müssen und heute ja irgendwie beschäftigen. Mich zieht es ins Hochland und Gü schaut sich ein Städtchen hier in der Gegend an..

Ich schaue auf der Karte was hier so gehen könnte. Ich stelle mit eine Route zusammen F26 – F881 – F821 260km in Summe. Google sagt, das dauert 5:30 Stunden. Na Cool, da ist der Tag mit ein paar Pausen ja gefüllt.

Also fahre ich nach dem Frühstück um 10 Uhr los. Alles easy.

Erster Stopp, und auch der einzige geplante, ist Aldeyjarfoss. Ein relativ kleiner Wasserfall aber schön gelegen. Von der Straße (wenn wir sie so nennen wollen) sieht man den Canyon indem der Fluss strömt. Ich gehe ein paar hundert Meter in Richtung Wasserfall, aber schnell vergeht mit die Lust. Ich muss ja auch alles wieder zurück laufen. Also schicke ich die Drohne um schönere Bilder zu machen (sie ruht sich gerade im Topcase aus, daher gibts die Bilder wann anders)

Der Wasserfall wird umrahmt von den hier bekannten Basaltstangen. Es sieht schon sehr schön aus. Aber fallendes Wasser haben wir nun auch viel gesehen hier. Daher geht’s schon recht bald weiter auf die F26.

Die F26 ist ok-isch zu fahren. Deutlich schlechter als die schon gefahrene F35 aber ich komme gut voran. Bald erreiche ich ein Plateau auf dem man eine wahnsinnige Aussicht hat. Vor hier kann ich den Askja Krater, den Gletscher Vatnajökull, den Gletscher Tungnafellsjökull und den Gletscher Hofsjökull sehen. Außer mir ist nur ein anderes Fahrzeug anwesend. Ein Mercedes Actros 4×4 Wohnmobil. Wenn man dieses Dickschiff denn so nennen will. Die beiden schauen mich schon komisch an, inzwischen weiß ich warum.

Es geht also weiter die F26 in Richtung Süden. Bald stehe ich vor der ersten Furth. Die war nicht auf meiner Karte. Hab extra eine Route gesucht wo keine Furth dabei ist. Naja… also mal durch gehen, schauen wo was ist unter dem Wasser und dann los. Es geht erstaunlich einfach, also weiter. Die Straße wird immer schlechter. Inzwischen bin ich bei 16km/h und dauerhaft im ersten Gang. Es zieht sich und ich komme von einem Geröllhaufen zum nächsten.

Bald komme ich zur Kreuzung mit der F881. Also rechts ab. Die Kreuzung selbst hätte mit schon zu denken geben sollen. Hier ist nur feiner lockerer Sand. Mit dem Motorrad echt eine Qual. Naja… Weiter.

Die F881 ist keine Straße mehr. Nicht im entferntesten. Trotzdem treu nach dem Motto „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer“ nehme ich die sich ändernden Bedingungen als Herausforderung.

Und dann bleibe ich wieder stehen. Eine Ebene, ca 200m weit. Wir haben als Untergrund Lava Sand. Der schwarze Sand ist super fest, also geht die Fahrt da drauf, aber ein paar Stellen heben sich farblich ab. Die nassen Stellen, wie ich raus finde. In der Mitte dieser Ebene haben wir eine kleine Pfütze. So 30m im Durchmesser. Ich will da nicht durch, aber der Weg sagt, hier geht es lang. Ich versuche mein Glück  drum herum. Der Sand, an den Stellen wo er nass ist, ist super weich und ich sinke ein. Das Vorderrad bleibt noch so halbwegs oben, aber das Hinterrad ist weg und das Motorrad steht auf dem Bodenschutzblech. Also Vollgas und mit den Füßen abstützen und immer etwas weiter nach vorn in Richtung hartem Sand. Es dauert eine Ewigkeit da raus und ich bin total KO. (Ich habe nicht mal die Hälfte rum)

Mit ähnlichen Eskapaden geht es weiter. Manchmal ist die Piste feiner loser Sand, mal loser Schotter und mal einfach nur Geröll. In keinem dieser Untergründe macht sich übermäßiger Gripp zu spüren… eher im Gegenteil.

Irgendwann nehme ich es mit Humor, der Vorderreifen nimmt eine andere Spur als der Hinterreifen durch die Kurve. So drifte ich, aber falschherum. Das Hinterrad nimmt einen kürzeren Weg, als der Vorderreifen. Das Gefühl ist echt merkwürdig. Irgendwann ist das aber auch nicht mehr spannend und auch die drölfte Furth nehme ich dann irgendwann recht gelassen.

Auf der F821 wird es dann wirklich nicht mehr spaßig. Der Anfang geht noch genau so weiter wie die F881, aber dann beginnt der Abstieg ins Tal.

Die Piste wird von einem immer größer werdenden Bach begleitet, den ich auf der Tour fünf mal durchquere. Am Ende hat er eine Größe erreicht, bei der ich wirklich am kämpfen bin das Motorrad durch die großen sehr glitschigen Steine zu befördern. Der Offroad Mode vom Motorrad ist eine wirkliche Hilfe. Hier aber irgendwann ist auch der an die Grenzen gekommen. Ich gebe Gas und das einzige was passiert, der Stein auf dem das Hinterrad stand wird weggeschoben und das Motorrad steht nun noch tiefer im Wasser. Na toll…. Mit viel Kraft bekomme ich das Motorrad dann doch frei.

Ich verschnaufe etwas und wundere mich was da von meinem Helm tropft… Ist das Wasser so hoch gespritzt? Ne… das war ich selbst. Der Helm ist durchgeschwitzt und die Polster geben tropfenweise das Wasser nach unten wieder ab. (Uäääähhh)

In ähnlicher Weise geht es weiter. Bei locker 100% Gefälle ist normales Fahren unmöglich. Ich komme so halbwegs gut den Berg runter indem ich den Motor ausmache, den ersten Gang einlege, mit beiden Füßen auf dem Boden und mit der Kupplung das Hinterrad bremse und mit der Vorderrad Bremse das Vorderrad. Ein bisschen verwirrend ist es um hinten zu bremsen muss ich die Kupplung kommen lassen, also los lassen und um vorn zu bremsen muss ich die Bremse ziehen… Aber auch darin kann man Übung bekommen nach einiger Zeit klappt das ganz gut.

Unten im Tal angekommen versuche ich noch einer Amerikanerin in einem SUV auszureden die Straße weiter zu fahren (sie hatte mich gefragt).

Die letzten 80km bis zum Hotel über glatte gravel Roads und Asphalt sind eine Wohltat für mein Rücken und die Kupplungshand.

Die Straße ist zwar eine Katastrophe als Straße, aber ein Abenteuer ist es schon. Da ich nicht geradeaus fahren wollte sondern so etwas (vielleicht in weniger heftig) war der Tag trotz div Überforderung meinerseits, der Reifen und des Motorrads für mich ein voller Erfolg.

Die Aussicht zwischendurch hat auch alles wieder gut gemacht.